Vor einer Weile hatte ich hier bereits meine persönliche Einschätzung zum revolutionären Potenzial in Saudi Arabien aufgeschrieben. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass es in Saudi Arabien zumindest in absehbarer Zeit nicht zu ähnlichen Bewegungen und Ausschreitungen wie in Bahrein, Libyen oder Ägypten kommen wird, auch weil der saudische König vor einigen Tagen bereits das zweite Wohltätigkeitspaket in Milliardenhöhe unter sein Volk gebracht hat. Damit sollen Löhne aufgestockt, Sozialleistungen wie Arbeitslosen- und Wohngeld, Studiengebühren, Versicherungen und vieles mehr bezahlt werden.
Die Saudis reagieren im Allgemeinen gut und wohlwollend auf diese Bemühungen des Königshauses, wie unter anderem die bekannte Bloggerin Sabria Jawhar schreibt. Nichts desto trotz, so ist Sabrias Blog wie auch anderen Quellen zu entnehmen ist, werden Forderungen nach echten Reformen im Königreich immer lauter. Man muss wissen, dass dies die saudische Protestkultur ist. "Protest" besteht darin, dass man dem Staatsoberhaupt Briefe schreibt und seine konkreten Wünsche und Vorstellungen zur Verbesserung der Situation im Lande formuliert. Es passt nicht in die Mentalität und das Selbstverständnis der Saudis, ihren sehr respektierten König zum Abtreten aufzufordern. Sie möchten MIT ihm arbeiten, nicht gegen ihn.
So auch die junge Journalistin Mona Kareem, die vor einigen Tagen eine "Revolutionserklärung der Frauen Saudi-Arabiens" formuliert hat. Neben Arabisch, Englisch und Französisch kann man die Erklärung hier auch auf Deutsch lesen.
Am Ende ihres Artikels schreibt Bloggerin Eman Fahad, typisch für einen Saudi, dass sie sich keine Sorgen um ihr Land mache. Mit einer Bevölkerung, in der 40% unter 20 sind und im medialen Zeitalter aufwachsen, und einer breiten und gut vernetzten Expatgemeinde sei echte Veränderung nur eine Frage der Zeit. Für mich persönlich drückt dieser Satz all das aus, was ich von Saudis kenne und was ich an ihnen so mag: sie vertrauen. Und haben Hoffnung. Inshallah.
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