Samstag, 27. August 2011

Nai Al-Barghouti aus Ramallah

Vor einigen Monaten schickte mir eine ägyptische Freundin aus USA diesen Clip


Es handelt sich um die Vertonung eines Gedichtes von Mahmoud Darwishعن إنسان - Über einen Menschen. 
Die Stimme, die Melodie und Darwishs ewig schöne Worte haben mich völlig vom Hocker gerissen. Beim ersten, zweiten, dritten Hören sind mir immer wieder die Tränen gekommen, so schön, so traurig, so unglaublich fand ich das Stück.
Am erstaunlichsten an diesem Lied ist wohl die Stimme der Sängerin. Diese Stimme gehört Nai Al-Barghouti aus Ramallah, Jahrgang 1996. Ja, genau! 1996! Mir ist völlig unbegreiflich, wie man in diesem jungen Alter schon so viel Reife, so viel Trauer, so viel Weisheit in der Stimme tragen kann, und die Zeilen einer solchen Ikone wie Darwish so überzeugend, so vollendet verstanden interpretieren kann. 
Nai studiert in Ramallah klassische Musik und Gesang, hat bereits Stücke für Flöte und Orchester komponiert, arrangiert selbst und konnte schon vor 4 Jahren den ersten Preis für ihre Musik entgegen nehmen. Ihre Identität als Palästinenserin, so sagt sie, ist für ihre Musik Antrieb und Inspiration. 
Nun hat sie gestern ihr erstes Konzert außerhalb von Palästina gegeben, im wunderschönen El Genina Theatre in Cairo. Ganz offenbar hat sie Cairo mit ihrer Musik im Sturm erobert, und ich bin zum 100000sten Mal in diesem Jahr traurig, einmal mehr ein wichtiges, wundervolles Ereignis in Cairo versäumt zu haben.


Wer Nai Al-Barghouti außerhalb von Cairo oder Palästina erleben möchte, kann dies auf dem sehr hörenswerten Sampler A Time to Cry - A Lament over Jerusalem, der von der nicht minder fantastischen Rim Banna heraus gegeben wurde. Darauf befinden sich neben dem oben erwähnten عن إنسان auch noch 3 weitere Stücke von Barghouti, außerdem Lieder von Rim Banna, Wissam Murad und Jawaher Shoufani. 
Den (englischen) Text des Darwish-Gedichtes findet ihr hier. Die deutsche Fassung ist vermutlich in der Übersetzung von Adel Karasholi beim A1 Verlag erschienen.




Montag, 22. August 2011

Wo fahren sie denn?

Nachdem vor ca zwei Monaten die Kampagne "Women 2 Drive" in Saudi Arabien ins Leben gerufen wurde, und kurz darauf ihre Initiatorin Manal AlSharif für mehrere Tage in Haft blieb, ist es still geworden um die Kampagne und die Frage, ob Frauen nun fahren dürfen oder nicht.
Manal AlSharif selbst scheint nach ihrer Haft eher verhalten, äußert sich nicht mehr öffentlich zu dem Thema und betont nur immer wieder, dass sie nie jemanden habe verletzen wollen.
Andererseits hört man aus Saudi Arabien selbst immer wieder, dass immer wieder einzelne Frauen hinter'm Steuer gesehen werden, und dass ihnen - erfreulicherweise - kaum jemand negative Beachtung schenkt.
Vielleicht ist das der Weg - die sanfte Veränderung, sodass sich die Öffentlichkeit langsam an das Bild gewöhnen kann.
Ich sage: Ran an's Steuer, meine Damen, und zeigt's den Posern in ihren Audis :-)


Sonntag, 21. August 2011

Her Story - die Ägyptische Revolution und ihre Frauen

Zurück aus der Ramadan- und Sommerpause werfen wir bei all den Ereignissen rund um den Globus einen Blick darauf, wie sich die Kunst mittlerweile mit der Revolutionsbewegung im Nahen Osten beschäftigt.
Das erste Projekt, das ich euch unbedingt ans Herz legen möchte, ist das Filmprojekt "HerStory". Unabhängige ägyptische Filmemacher befragen Frauen allen Alters und Lebensbereichs zu ihren Erfahrungen während der letzten ereignisreichen Monate in Ägypten. Es spricht die junge Aktivistin ebenso wie die Mutter eines jungen Mannes, der auf dem Tahrir getötet wurde



Ich persönlich finde das Projekt unglaublich spannend und inspirierend und kann es kaum abwarten, den kompletten Film zu sehen. Leider, wie bei allen unabhängig finanzierten Kunstprojekten, müssen die Macher auch hier um ihr Geld kämpfen. Ihr könnt ihnen dabei ein bisschen helfen, indem ihr spendet. Jeder Euro zählt und wird für dieses spannende, mutige Projekt gebraucht.

Ich hab's auch schon getan und drücke den Machern die Daumen, dass sie ihr Projekt realisieren können! Eine authentische Dokumentation der Ereignisse kann nur von den Leuten selbst kommen, die dabei waren! Yalla!