Montag, 9. April 2012

Top 100 der mächtigsten arabischen Frauen

Das Magazin CEO Middle East hat kürzlich eine Liste der 100 mächtigsten arabischen Frauen vorgelegt. Eine interessante Liste, keine Frage, gut durchmischt was Herkunft, Alter und Betätigungsfeld der Frauen angeht. Neben Frauen aus Kultur und Kunst sind auch erfreulich viele - sogar mehr als 50% - Vertreterinnen aus Wirtschaft, Forschung und Politik vertreten.
Nichts desto trotz fehlt mir bei der Liste vor allem eines - ein Kriterium für die Definition der so genannten "Macht" oder eine Erklärung; was soll das genau bedeuten? Geht es darum, einen möglichst hohen Bekanntheitsgrad zu erreichen, wie beispielsweise die Nobelpreisträgerin Tawakkul Karman, die es zwar in diesem Jahr auf Platz 2 der Liste geschafft, in den Jahren zuvor aber überhaupt keine Beachtung gefunden hat, obwohl ihr Engagement (was ja auch die Nobel-Auszeichnung zeigt) sich bereits über viele Jahre zieht. Oder geht es darum, möglichst viele Menschen mit seiner Arbeit zu erreichen, wie die Sängerin Fairouz (Platz 13), oder weil man einem Wirtschaftsunternehmen mit möglichst vielen Mitarbeitern und einem Millionenschweren Jahresumsatz vorsteht wie Lubna Olayan (Platz 3), die eine Finanzdienstleitungsfirma in Saudi-Arabien führt?
Warum beispielsweise die saudische Prinzessin Amira Al-Taweel auf Platz 4 geführt wird, ist mir ein absolutes Rätsel. Natürlich ist ihr philanthropisches Engagement in Afrika und Zentralasien beachtlich und erfreulich und lobenswert, doch derart engagieren sich andere arabische Frauen (zum Beispiel Jordaniens Königinmutter Nur) in viel stärkerem Maße und auch sehr viel weniger PR-orientiert. Zumal es für die Prinzessin vor der eigenen Haustür ja genug aufzuräumen gäbe; Landesgenossin Manal Al-Sharif zum Beispiel, die sich gegen das Fahrverbot für Frauen in Saudi Arabien öffentlich aufgelehnt hat und deswegen auch in Haft geriet, hat es nur auf einen abgeschlagenen Platz jenseits der 60 geschafft, noch weit hinter der populistischen und ziemlich profilneurotischen, dafür aber gleichermaßen unseriösen ägyptischstämmigen, in den USA lebenden Journalistin Mona El-Tahawi (Platz 51).

Nichts desto trotz ist es auch eine beeindruckende und inspirierende (und nicht zuletzt informative) Liste, die auch Frauen enthält, von denen man sonst wenig spricht, wie zum Beispiel die palästinensische Bergsteigerin Suzanne Al-Houby und die kleine Nujood Ali, die im Jahr 2008 als damals 10-Jährige vor einem Gericht in Sana'a die Scheidung von ihrem über 20 Jahre älteren Ehemann (aus einer arrangierten Ehe natürlich) erwirkte.

Insgesamt findet sich sicher für jeden Geschmack eine Frau mit Vorbildfunktion, und letztlich geht es auch darum, die Arbeit dieser Frauen zu würdigen, so wild und systemlos diese Zusammenstellung auch sein mag.

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