Donnerstag, 29. September 2011

Volles Staatsbürgerrecht für saudische Frauen.

Eine Gruppe und Aktivistinnen hat dieses Video mit Forderungen nach vollem Staatsbürgerrecht für Frauen veröffentlicht. Die Übersetzung findet ihr hier.




Wir fordern: Die formelle Anerkennung unserer vollen Bürgerrechte innerhalb unseres Landes durch den Staat. Diese beinhaltet dieselben bürgerlichen, politischen, sozialen und juristischen Pflichten und Rechte, die auch den männlichen Staatsbürgern zugestanden werden. Zudem fordern wir eine offizielle Stelle oder Behörde, die die Entwicklung, Umsetzung und Sicherung der Frauenrechte im Land beaufsichtigt und fördert. Folgende Punkte müssen sollen unwiderruflich festgelegt werden:

1.
Frauen müssen als eigenständige Person vor dem Gesetz und somit vor der Gesellschaft anerkennt werden, mit denselben Rechten wie alle männlichen Mitbürger gleichen Alters. Dazu zählt auch das eigene Unterschriftenrecht sowie das Recht, sich in juristischen, ökonomischen sowie sozialen Angelegenheiten selbständig zu vertreten.

2.
Die Implementierung eines Familienrechts, dass regelt, wie, wo und durch wen eine Scheidung vollzogen werden kann. Zudem soll das Interesse der Kinder gewahrt werden, sämtliche Fragen des Unterhalts, des Sorge- und Aufenthaltsbestimmungsrechts sowie des Kontaktes zu den geschiedenen Elternteilen müssen gesetzlich zu regeln sein. Das Gesetz muss harte Strafen für häusliche Gewalt und sexuellen Missbrauch und Belästigung im Allgemeinen vorsehen.

3.
Frauen sollen dieselben Chancen und Möglichkeiten für ein eigenständiges Leben bekommen. Dies beinhaltet die Öffnung des Arbeitsmarktes sowie die gesetzlich geregelte Hilfe durch Sozialleistungen, Aus- und Fortbildung, auch für geschiedene Frauen, Witwen, sozial Benachteiligte und Körperbehinderte. Zudem fordern wir die Entwicklung von öffentlichem Nahverkehr und staatlichen Kindertagesstätten.

4.
Die Einführung einer Frauenquote in sämtlichen Gremien und Beiräten sowie dem Shura-Rat, um die Interessenvertretung sowie die Umsetzung der Frauenrechte zu fördern und den Status als vollwertige Staatsbürger zu untermauern.

5.
Die Möglichkeit, unsere Nationalität an unsere Ehepartner und Kinder weitergeben, im Falle einer Heirat mit einem Mann anderer Nationalität. 

Montag, 26. September 2011

Ein kleiner Schritt für die Menschheit ...

... ein großer für die Frauen im Magischen Königreich? Gestern hat König Abdallah von Saudi Arabien etwas überraschend angekündigt, dass Frauen ab 2015 das Wahlrecht in Gemeindewahlen zugestanden werden soll. Frauen sollen dann nicht nur wählen, sondern sich auch zur Wahl aufstellen lassen dürfen.
Für die Aktivistinnen im Land, die sich seit Jahrzehnten für das Frauenwahlrecht stark machen, scheint ein großer Etappensieg erreicht.
Die Frage ist, ob dieses Versprechen mehr als nur Augenwischerei ist. Ich bin sicher, der König meint seine Ansage ernst. Doch der Mann ist alt, und ob er bis 2015, zum Zeitpunkt der nächsten Gemeindewahl noch lebt und im Amt ist, sei mal dahin gestellt. Sein voraussichtlicher Nachfolger, Prinz Naif, gehört zu dem konservativen Lager der Sauds, und ob der, wenn er denn bis dahin den Thron besteigt, dieses Versprechen seines Bruders auch umsetzen wird, ist mehr als nur zweifelhaft.
Umso wichtiger ist es, dass noch in der Zeit des progressiven Königs Abdallah möglichst viel für die Rechte der Frauen getan wird, damit im Falle eines Machtwechsels die Frauen schon wenigstens in eingen Punkten komfortabel "im Sattel sitzen." Oder hinterm Steuer. Das wäre ja auch mal was.

Kleine Ergänzung: Heute findet sich bei Qantara ein sehr gutes Interview zum Thema!

Mittwoch, 21. September 2011

Für einen Staat namens Palästina.

Dieser Tage wird bei der UN ein Antrag eingereicht, der Palästina als eigenständigen Staat und volles Mitglied der vereinten Nationen anerkennt.
Es gibt derzeit noch viel Verwirrung darum, was genau beantragt wird, und was passiert, wenn der Antrag scheitert (was aller Voraussicht nach durch ein amerikanisches Veto im Weltsicherheitsrat passieren wird).
Es gibt hier einige spannende und informative Geschichten bei Al Jazeera, von Robert Fisk und in der FAZ. Die will ich jetzt hier nicht zusammen tragen.



Meine bescheidene, ungefragte Meinung: Mahmoud Abbas hat recht, wenn er sagt, 20 Jahre "Friedens"-Prozess unter Leitung der USA haben zu nichts geführt. Und scheinen auch in naher Zukunft zu nichts zu führen. Ein derartiger Vorstoß der PLO halte ich für richtig und gerechtfertigt. Seit der Regierung Netanjahu haben sich die Lebensumstände für die Palästinenser nur verschlechtert. Die Haltung der deutschen Politik in der Frage der Abstimmung halte ich persönlich für falsch und feige.
Das vorprogrammierte Scheitern zum Trotz wird der Symbolgehalt einer solchen Abstimmung vielleicht endlich zu ein bisschen Bewegung führen.
Doch natürlich ist die Situation alles andere als einfach. Die Hamas ist aggressiver denn je, das Risiko erneuter kriegerischer Auseinandersetzungen hoch.
Und trotzdem: Es muss irgendwann, in einer fernen Zukunft, ein eigenes Land für die Palästinenser geben. Sie haben ein Recht darauf. Und deshalb kann man genauso gut jetzt darum bitten. Und nicht erst später.

Donnerstag, 15. September 2011

Manal Al-Sharif - im saudischen und englischen TV.

Vor ein paar Wochen hatte ich noch einmal kurz über Manal Al-Sharif geschrieben, und darüber, dass die Aktion "Women 2 Drive" ins Stocken geraten und die Facebook-Seite von Manal Al-Sharif etwas stiller geworden zu scheint.
Und prompt erscheint Manal Al-Sharif in ganz großem Rahmen wieder in der Öffentlichkeit. Im Nachhinein war die zeitweise Verstummung wahrscheinlich dem Ramadan zuzuschreiben, wo die Leute sich eher zurück ziehen, Zeit mit der Familie verbringen, usw.

Jedenfalls - Am Sonntag trat Manal in der saudischen (!) TV-Sendung Eda'at auf, wo sie fast eine Stunde lang dem Moderator Turki Al-Dakheel von der Initiative, von ihrer Verhaftung und ihrer Hoffnung für die Zukunft der Frauen in Saudi Arabien erzählt. Es ist ihr erstes Interview überhaupt.



Das Interview ist zu lang, es hier komplett zu übersetzen, daher hier nur eine kurze Zusammenfassung.

Manal ezählt, wie es zu der Gründung der Initiative "Women 2 Drive" kam, dass sie zunächst zusammen mit einer Freundin aus der Uni angefangen hat, sich damit zu beschäftigen, wie es um die Rechtslage ihres Anliegens bestellt ist. Nachdem sie eingehend geprüft (sie zitiert Gesetzestexte und verschiedene Texte von Imamen und religiösen Autoritäten) und festgestellt hatten, dass es qua Gesetz keinerlei Verbote für Frauen in KSA gibt, zu fahren, haben sie zusammen mit einigen anderen Frauen das Datum 17. Juni ausgerufen, und Frauen aufgefordert, sich hinter's Steuer zu setzen.

Manal selbst sagt, sie habe die volle Unterstützung ihrer Eltern und Brüder gehabt.
Was über ihre Haft geschrieben worden sei, sei vollkommen übertrieben und dramatisiert, sagt sie mit einem ziemlich eindeutig amüsierten Lächeln. Ihr sei nie irgendwas angetan worden, ihr Bruder sei fast die ganze Zeit bei ihr gewesen und auch nach ihrer Entlassung habe sie niemand je behelligt oder belästigt oder verfolgt. Sie sei darauf vorbereitet gewesen und sowohl die Festnahme als auch die Haft selbst lief völlig respektvoll abgelaufen. Selbst der Polizist, der sie festgenommen hat, hätte sie erkannt und gefragt: "Geht's hier um den 17. Juni?"

Auch das Gerücht, sie habe im Anschluss ihren Job verloren, sei falsch. Sie arbeite noch immer als IT-Expertin und überhaupt fahre sie selbst in den Compounds schon seit 2007 mit einem amerikanischen Führerschein, so wie viele andere Frauen auch. "Das weiß ja auch jeder, das Frauen auf privaten Geländen seit langer Zeit selbst fahren", sagt der Moderator. Und genau deshalb, sagt Manal, könnte man das ja auch öffentlich machen.

Außerdem spricht sie über die Rolle der Frauen in Saudi Arabien, darüber, dass die Frauen schon viel erreicht haben, dass jedoch die größte Herausforderung sei, das Image der unterdrückten, religiös und familiär unterdrückten Opferfigur vor allem im eigenen Land und bei den eigenen Geschlechtsgenossinnen loszuwerden. Solange die Frauen nicht selbst an ihre Rechte glauben, könne sich auch nichts ändern, sagt sie.

Ja, der "arabische Frühling" habe in diesem Falle auch Saudi Arabien ereicht;  sie würden es "den Frühling der Frauen" nennen, sie und ihre Freundinnen. "Veränderung kommt von Innen. Das glaube ich ganz fest."

Manal, die Beeindruckende. Sie argumentiert ruhig, klug und fundiert; sie weiß genau, wo sie hin will und mit welchen Mitteln sich ihre Ziele erreichen lassen. Aber sie verliert nie die Contenance, sie bleibt respektvoll gegen ihre Familie, gegen den Staat, gegen das Königshaus und gegen die Unterstützer aus dem Ausland. Sie sei eine Privatperson, eine Einzelne, und müsse sich erst noch daran gewöhnen, als "Galionsfigur" verstanden zu werden.

Gestern gab sie dann noch ein Interview in Englisch auf Al Jazeera, in einer Skype-Liveschaltung, wo sie im Großen und Ganzen dasselbe sagt wie bei Eda'at. Allerdings spricht sie hier nicht über ihre Haft usw.


Im arabischen Sender MBC, einer der beliebtesten Sender auf der arabischen Halbinsel und in den Emiraten, gab es - angestoßen durch die Geschichte um Manal Al-Sharif - zudem einen großen Bericht und Diskussion zum Thema. Frauen aus Jeddah werden gezeigt, wie sie sich selbst hinter's Steuer setzen und anschließend drüber sprechen (Eine Frau sagt: "Mein Sohn musste von der Schule abgeholt werden und mein Mann war noch nicht zu Hause - also bin ich selbst gefahren, einfach so. Es war ganz einfach, ich hatte keine Probleme"). Die Frau sei insgesamt schon um die 20x gefahren, und auch als die Polizei mal angehalten hat, habe es keine Probleme gegeben. 



Zusammenfassend kann man also wohl sagen: Es bewegt sich was im Magischen Königreich! Sanfte, langsame Veränderung, denn eine öffentliche Diskussion findet statt. Mädels - weiter so!


Sonntag, 11. September 2011

Einmal Mekka und zurück mit einer echten Westöstlichen Diva

Zehn Jahre 9/11. Heute in allen Zeitungen und auf allen Radio- und TV-Kanälen zu sehen und hören. Als ich mich vorhin am Haus der Berliner Festspiele für die Lesung der saudischen Schriftstellerin Raja Alem einfand, hatte ich bin dahin ans Datum noch gar nicht gedacht. Als es mir dann beim Blick aufs Programm doch einfällt, folgt der unweigerliche Gedanke, ob die Veranstalter für die Dame aus dem Fernen Königreich diesen bestimmten Termin mit Absicht gewählt haben? Herrje. Und die Befürchtung, es könne sich gleich bei dem Gespräch nur um dieses Thema drehen ... Doppel-Herrje. Dafür bin ich nun wirklich nicht hier!
Aber - ich bin angenehm überrascht - zunächst mal läuft die Veranstaltung angenehm unorientalistisch. Es sind nirgendwo Kamele oder fliegende Teppiche zu sehen, der Moderator (sehr souverän, gut vorbereitet und mit angenehmer Gesprächskultur: Arno Widman von der FR) beginnt die Veranstaltung nicht mit einer 1001-Nacht-Referenz. 
Raja Alem ist ganz schön beeindruckend - schöne Frau mit starker Aura, eine echte westöstliche Diva.

Noch beeindruckender: als sie aus dem arabischen Text ihres Romanes (das mit dem diesjährigen "Arab Booker" ausgezeichnete "Das Halsband der Taube") vorlesen soll, schließt sie kurz die Augen, und beginnt dann, eine ganze Passage auswendig aufzusagen. Wenn ihr ein Anschluss verloren geht, genügt ein kurzer Blick ins Buch, dann wieder - Augen wach ins Publikum gerichtet, weiter rezitiert. Auch Moderator Widman zeigt sich beeindruckt - "Sowas habe ich noch nie erlebt, dass ein Prosaautor seinen Roman auswendig vortragen kann." Ja, sie könne tatsächlich auch fast den ganzen Roman auswendig, sagt Alem.
In ihrem Roman geht es um ihre Heimatstadt Mekka, um das alte Mekka. Die beiden Hauptfiguren sind aufgewachsen in den 50er und 60er Jahren dort, und sehen sich nun, zu Beginn des 21. Jahrhunderts mit den Veränderungen in der Stadt, in der Gesellschaft, im Wertesystem konfrontiert. Das alte Mekkah kenne sie, geboren 1970, nur aus den Erzählungen ihres Großvaters und ihrer Eltern, aber sie findet es wichtig, dieser magischen alten Stadt einen Platz in der Geschichte und in der Erinnerung zu geben, sagt sie, und diesen Platz will sie in ihren Büchern schaffen.
Es geht außerdem um einen Mordfall, eine psychisch kranke Frau und einen deutschen Arzt - viel mehr kann man aus der kurzen Lesung nicht erahnen. 
Dann fragt Widman (verdammt, es war doch bisher auch so gut gegangen!) doch nach dem 11. September, versucht aber, die Frage ein bisschen ironisch zu brechen. Alem reagiert ganz gut, federt ab, gibt wieder, was wohl alle Araber, alle Moslems, vor allem Saudis nach 9/11 empfunden haben - "Mein erster Reflex war es, bei Reisen meinen Pass möglichst versteckt zu halten - plötzlich ist dir bewusst, dass das, was du immer als deine Privatangelegenheit betrachtet hast, nämlich deine Religion und deine Nationalität - öffentlich geworden und von anderen als Bedrohung aufgefasst wird."
Viel interessanter - zumindest für mich, als Übersetzerin - war, was sie über die englische Übersetzung einer ihrer Romane sagt; der Übersetzer hat scheinbar viel an dem Buch verändert - er hat Passagen verschoben, Dinge umgeschrieben, Zusammenhänge verändert. Alles zwar in Zusammenarbeit mit der Autorin, aber die sagt nun, sie sei ehrlich überrascht gewesen von dem englischen Buch. "Der Übersetzer hat Passagen, die ich völlig ernst meinte, Passagen, in denen es um Magie und Mystik geht, als ironisch, als lustige INterpretation von Aladdin und 1001 Nacht gelesen, er hat den Geist des Buches völlig verändert. Es gibt Dinge, die man mit einer wissenschaftlichen Herangehensweise an die Sprache nicht verstehen und auch nicht übersetzen kann."
Ha! Mein Reden! Und vor allem bei Sprachen, die sich vom Kulturraum so sehr von uns unterscheiden wie Arabisch, Chinesisch, Urdu - auch völlig klar! Wer die Länder und die Menschen, deren Literatur er übersetzt, nur aus der Theorie kennt, wird nie ein guter Übersetzer! 
Am Ende ist die Veranstaltung dann gerade mal eine Stunde lang, schade, ich hätte gern noch ein paar Dinge gefragt, zum Beispiel, ob das Buch nun auch auf Deutsch erscheint (das vorgelesene Exzerpt war grandios übersetzt vom Gottvater der arabischen Literaturübersetzung, Hartmut Fähndrich), und ob Alem auch in Saudi Arabien gelesen wird (bzw. ob ihre Bücher überhaupt erhältlich sind.) 
Aber, immerhin erfahren wir auch noch, dass Alem zusammen mit ihrer Schwester Shadia in diesem Jahr den Pavilion für Saudi Arabien bei der Biennale in Venedig verantwortet. Und in diesem Zusammenhang hab ich dann diese wunderschöne Fotoserie in der Italienischen Vogue gefunden. 
Jawoll, brecht sie mit allen Mitteln, die Klischees über uns Frauen aus dem Fernen Königreich!
Kleine Ergänzung: In der aktuellen Zenith-Ausgabe gibt es ein großes Interview mit Raja Alem.

Mittwoch, 7. September 2011

Literaturfans aufgemerkt.

Heute beginnt das Internationale Literaturfestival in Berlin, und es werden unter anderem auch einige sehr interessante arabische Autoren zu Gast sein. Nicht entgehen lassen sollte man sich auf jeden Fall Rawi Hage, Raja Alem oder natürlich den großen Tahar Ben Jelloun. Außerdem sehr spannend sind Amir Hassan Cheheltan aus Iran, der Iraker Fadhil al-Azzawi und Samuel Shimon, ebenfalls Irak.

Ich werde mich auch bei der einen oder anderen Veranstaltung herumtreiben, vielleicht treffen wir uns ja! Und dann könnt ihr hier demnächst lesen, was so passiert ist bei den Lesungen und Diskussionen!

Donnerstag, 1. September 2011

Ein Grund, NICHT ins Kino zu gehen.

Vor ungefähr einem Jahr habe ich aus ja mittlerweile bekannter Liebe zur schönsten Stadt der Welt den Film Cairo Time reingezogen. Auf DVD, bei einer Freundin. Der Film war damals noch nicht in Deutschland erschienen, und nach ungefähr einer halben Stunde Film war mir auch klar, dass selbst ich, die sich leidenschaftlich alles einverleibt, was auch nur irgendwie mit arabischem Krimskrams zu tun hat, dass selbst ich nach ebendieser halben Stunde wütend das Kino verlassen hätte.
Nun erscheint der Film doch noch in Deutschland, wie ich eben lese. Wahrscheinlich hat sich im Zuge des ganzen Interesses durch die Revolution doch noch ein Verleih gefunden, der dieses Stück Ramsch hierzulande vermarkten will.
Jedenfalls: Sollte auch nur irgendjemand ansatzweise versucht sein, sich den Film anzuschauen: tut es nicht!
Abgesehen von der unfassbar klischeehaften, billigen Handlung (Weiße Amerikanerin mittleren Alters fühlt sich von ihrem erfolgreichen Mann vernachlässigt und trifft in Kairo, wo sie eigentlich ihren Mann besuchen wollte, den schönen, großen, dunklen, mysteriösen Orientalen, der ihr die verzauberte, nach Gewürzen duftenden, mit Kamelen und Pyramiden vollgestopfte Stadt zeigt, die immer irgendwie in Zeitlupe und in Sepia daherzukommen scheint. Natürlich verlieben die beiden sich und es gibt einen Konflikt. Ach.) könnte man sich auch einfach einen TUI Werbeclip über Ägypten reinzwiebeln. Wer sich für Kairo interessiert, findet hier nichts, aber auch gar nichts, was etwas mit der Stadt zu tun hat.
Das einzige, was hier - mal wieder - zu finden ist, ist purer, ätzender, vorgestriger Orientalismus. Das Märchen vom Fremden, vom Exotischen, alles eingeweigräuchert und überromantisiert, vollkommen daneben.
Ich könnte jetzt ins Detail gehen, jede einzelne Szene verhackstücken, aber dafür ist mir die Zeit zu schade. Jedenfalls: Nein, nein, nein zu Cairo Time!
Wer was über Kairo, also das echte Kairo lesen will, sollte sich das Buch von Khaled al Khamissi besorgen. Da riecht es nach Abgasen und Asphalt anstatt nach Weihrauch und Gewürzen, die Menschen tragen braune Galabiyyas anstatt weiße Leinenhemden und statt Kamelen gibt es hunderte schrottreife Taxis zu bewundern. So nämlich ist Kairo, und so liebt man es. Oder eben nicht.